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Aktuelle Daten | Ist Soja gesund oder ungesund?

Aktuelle Daten | Ist Soja gesund oder ungesund?

Update: 2017-09-23
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Die Unsicherheit über die gesundheitlichen Effekte von Soja und Sojaprodukten wächst zunehmend, was aufgrund der widersprüchlichen Meinungen, dem Massenanbau sowie der damit verknüpften Gentechnik nicht verwunderlich ist. Andererseits lebten uns bekannte Bevölkerungsgruppen aus Südostasien bereits Jahrhunderte vor, dass ein regelmäßiger Sojakonsum keineswegs mit dem Auftreten der hierzulande weit verbreiteten Zivilisationskrankheiten einhergeht. Aber wie sieht es mit den wissenschaftlichen Fakten über die Hülsenfrucht aus? Sollten wir Soja und daraus hergestellte Produkte, wie Tofu, Tempeh oder Sojadrinks komplett aus unserem Speiseplan streichen? Oder ist Soja gesund bzw. kann die Bohne unsere Ernährung und Gesundheit eher bereichern? Diese Fragen wollen wir im Folgenden etwas genauer beleuchten.




Die Sojabohne: Herkunft und Nachhaltigkeit


Die Sojabohne stellt aufgrund ihres hohen Eiweißgehaltes und den anspruchslosen Anbaubedingungen mit zugleich hoher wirtschaftlicher Rentabilität global gesehen eine optimale Nahrungsquelle dar. Die Sojaproduktion stieg in den vergangenen 50 Jahren um das Zehnfache an, wovon insbesondere Südamerikas Regenwälder mit einem Zuwachs von 123 % betroffen waren (WWF, 2014). Weltweit wichtige Ökosysteme müssen diesem Ausmaß erliegen, was zeitgleich verheerende Folgen mit sich bringt: Natürliche Waldbestände, Savannen und Graslandgebiete werden gefährdet, indem der Lebensraum unzähliger Tierarten geraubt wird, ein wichtiger Kohlendioxidspeicher verloren geht, der Boden unfruchtbar und der natürliche Wasserkreislauf des Regenwaldes gestört wird. Aber auch die beträchtliche Verwendung von transgenem Saatgut wirft Schatten auf die Sojaproduktion. Das heißt, es werden artfremde Gene in das Erbgut der Sojapflanze eingeschleust, um sie in erster Linie widerstandsfähiger zu machen und um weitere profitable Eigenschaften zu erzielen.


Im Hinblick auf die Verwendung fließen lediglich 6 % der globalen Sojaernte in den direkten Lebensmittelverzehr, wobei asiatische Bevölkerungsgruppen die primären Verbraucher darstellen. Der größte Anteil, ca. dreiviertel der weltweiten Sojaproduktion, geht in die Futtermittelindustrie, was mit der ansteigenden Fleischproduktion in den Industriestaaten zusammenhängt. Ein geringer Anteil wird zu Sojaöl verarbeitet, das nicht nur als Lebensmittel, sondern gleichermaßen in Kosmetikprodukten sowie zur Herstellung von Bio-Diesel Verwendung findet (WWF, 2014).


Andererseits wird die Hülsenfrucht aber auch in den mitteleuropäischen Breiten angebaut, wobei Frankreich und Österreich weit vorne in der Produktion stehen (Bernet et al., 2016).


Biologisch hergestellte regionale Sojaprodukte stehen weder mit den globalen Problemen der Ökologie noch mit der Gentechnik im Hinblick auf unsere Gesundheit in Verbindung.


Soja gesund? Antworten aus der Ernährungswissenschaft


Pflanzliche Proteine kombinieren


Die Sojabohne zeichnet sich durch ihre hohe biologische Wertigkeit sowie einen hohen  Eiweißanteil von etwa 39 % (Görz, 2009) und ein recht günstiges Fettsäurespektrum aus. Im Vergleich zu den meisten anderen Bohnen ist ihr Fettgehalt mit knapp 40 % des Energiegehaltes relativ hoch einzustufen (BLS). Dafür zeigt sie einen hohen Anteil von ca. 60 % an mehrfach ungesättigten Fettsäuren der Omega-6 und  Omega-3-Gruppe, aber auch einen nennenswerten Anteil an Ölsäure, eine wertvolle einfach ungesättigte Fettsäure mit gesundheitlich positiven Effekten auf den Cholesterinspiegel. Im Gegensatz dazu hält sich der Anteil an den eher unerwünschten gesättigten Fettsäuren in geringem Ausmaß (Mateos-Aparicio et al., 2008). Daher wird auch das hoch erhitzbare Sojaöl als ernährungsphysiologisch hochwertig erachtet (Görz, 2009).


Hinsichtlich der Mikronährstoffe kann ihr nennenswerter Anteil an  Eisen, Kalium und  Kalzium genannt werden. Die Bioverfügbarkeit des Eisens aus Hülsenfrüchten ist nicht sehr hoch, allerdings können wir diese über die Kombination mit Vitamin C-haltigen Produkten aufwerten. Aber auch  Zink finden wir in der Sojabohne, mit einer recht guten Bioverfügbarkeit von rund 25 % (Messina, 1999). Überdies liefert sie uns eine breite Palette an B-Vitaminen, Vitamin C und einen gewissen Anteil an Ballaststoffen; einige Fakten also, die Soja gesund darstellen lassen (BLS).


Sekundäre Pflanzenstoffe: Phytoöstrogene


Wie in allen anderen Pflanzen stecken auch in der Sojabohne bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe. Vielen ist der Begriff der Phytoöstrogene bzw. Isoflavone im Zusammenhang mit Hypothesen über gesundheitlich nachteilige Wirkungen hinsichtlich Brustkrebs bekannt. Bei diesen Substanzen handelt es sich um Moleküle, die mit dem körpereigenen Geschlechtshormon Östrogen strukturell verwandt sind. Demnach sind sie dazu in der Lage, an den Östrogenrezeptor zu binden und entweder agonistische oder antagonistische Wirkungen zu erzielen. Allerdings seien einige Anmerkungen hierzu notwendig: Einerseits liegen die Isoflavone an Zuckermoleküle gebunden vor, von diesen sie erst getrennt werden müssen und letztlich nur zu einem geringen Anteil in unseren Stoffwechsel gelangen. Zum anderen ist ihre minimal ausgeprägte Wirkung, verglichen mit dem körpereigenen Östrogen, anzuführen. Sie binden im Vergleich zum endogenen Hormon stärker an den ß-Östrogenrezeptor, sodass in manchen Geweben östrogenartige Wirkungen ausgelöst werden, in anderen wiederum nicht. Dieser Effekt wird ebenso durch das Brustkrebs-Medikament Tamoxifen erzeugt (Wu et al., 2007).


Studien, die auf nachteilige Effekte hinweisen, basieren hauptsächlich auf in-vitro Untersuchungen mit Zellkulturen in einer Petrischale, die mit isolierten Phytoöstrogenen beimpft wurden. Diese Ergebnisse können weder mit dem Verdauungs- und Stoffwechselsystem des Menschen, noch mit dem Konsum von vollwertigen Lebensmittel, wie Sojabohnen oder Tofu, verglichen werden (Barrett, 2006).


Soja und Erkrankungen


Sojagranulat


Untersuchungen zeigen uns, dass der moderate Konsum von naturbelassenen Sojaprodukten, d.h. ein bis zwei Portionen täglich, das Risiko für Prostatakrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Zudem liefert die Wissenschaft eher Daten zu einem protektiven Charakter von regelmäßigem Sojaverzehr in Bezug auf Brustkrebs, was auf den bereits beschriebenen Mechanismus zurückgeführt wird (Ju Y., 2016; Messina et Messina, 2010; Wu et al., 2008). Lediglich die regelmäßige Einnahme von isolierten Isoflavonpräparate sei insbesondere für Brustkrebspatientinnen nicht empfehlenswert (Ju Y., 2016).


Epidemiologisch können diese Korrelationen, sprich ein regelmäßiger Sojaverzehr und eine niedrige Rate an Herz-Kreislauf- sowie Krebserkrankungen, festgehalten werden. Dazu dient der Vergleich zwischen asiatischen und westlichen Bevölkerungsgruppen. Sofern Asiaten jedoch in den Westen migrieren, verändert bzw. erhöht sich gleichermaßen ihr Erkrankungsrisiko durch die Adaption des Ernährungsverhaltens, was somit nicht auf die genetische Veranlagung zurückgeführt werden kann (Barrett, 2006).


Hormonelle Wirkung bei Männern?


Eine weitere aufgetauchte Hypothese stellt die Verweiblichung von Männern bei regelmäßigem Sojakonsum dar. Die Wissenschaft liefert auch dazu gegenteilige Daten: Ein moderater Sojakonsum mit gleichzeitiger Zufuhr an Isoflavonen erhöht weder den Östrogenspiegel, noch wird Testosteron gesenkt bzw. kann sogar die Unfruchtbarkeit von Männern aufgewertet werden, indem die hormonelle Dysbalance harmonisiert wird. Verweiblichende Effekte und unerwünschte Auswirkungen auf den Hormonspiegel konnten lediglich in Tierversuchen durch die Gabe hochdosierter Phytoöstrogene gezeigt werden (Messina et Messin

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Dominik Grimm